Der Kunstverein Bamberg verleiht den Berganzapreis 2013 an die Textil-Künstlerin Heidrun Schimmel. Seit mehr als 35 Jahren stickt, besser gesagt, heftet die gebürtige Bambergerin weiße Fäden auf schwarzen Organzastoffen, in ruhig konzentrierter Aufmerksamkeit und fast zeitloser Einheit mit ihrem Tun. Dabei entstehen serielle Reihungen, die später flach an die Wand gepinnt werden oder zarte Gebilde, die sich mit der Schwere des Fadens verformen zu Objekten im Raum. Material und Arbeitsprozesse werden bis an ihre Grenzen ausgelotet – bis der Faden reißt oder die Nadel bricht.
Heidrun Schimmel hat an der Kunstakademie in Nürnberg und München Textilgestaltung und Malerei studiert und wurde für ihre Arbeiten in Japan und Amerika mit Preisen geehrt. In Europa dagegen wurde der Umgang mit textilen Materialien eher als kunsthandwerklicher „Frauenkram“ beiseite gedrängt. Dass sich dies momentan grundlegend ändert, beweisen derzeit große Ausstellungen in Deutschland und Frankreich, die sowohl auf künstlerischer wie gesellschaftlicher Ebene eine Neubewertung erzwingen.
Gerade in unserer digitalisierten Welt, der Bedeutung von Computer und Internet, scheint das Gespür für textile Sinnlichkeit neu erwacht und gibt damit auch der Textil-Kunst die ihr gebührende Bedeutung zurück.